KOM

Die Abkürzung „KOM“ setzt sich zusammen aus den jeweiligen Anfangsbuchstaben des vollständigen, aber sehr langen Namens der Kulturwerkstatt:

Kulturwerkstatt am
Olchinger
Mühlbach

Wie Olching zum KOM kam

Bis zum Frühjahr 2004 fand ein Großteil des kulturellen Lebens in Olching in Behelfsstätten der Aula der Grundschule, in Turnhallen, in Vereinsheimen und Pfarrsälen oder auch im Rathaus statt. Ein Haus für die Kultur fehlte. Mit der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (KOM) fanden diverse Vereine „eine Heimat“, entstanden Gruppenräume für Proben und Seminare, wurde eine Plattform für Kunst- und Kunsthandwerksausstellungen geschaffen. Herz des Gebäudes ist der große Veranstaltungssaal für Konzert-, Kabarett- und Theaterveranstaltungen. So wurde aus einem teilweise denkmalgeschützten, ehemaligen Ökonomiegebäude einer 1865 errichteten Holzzeugfabrik, das die Stadt in einem Tauschgeschäft erworben hatte, ein Kulturzentrum, das alle Sparten eines Kulturhauses abdeckt.

Der Weg vom Rossstall zur Kulturwerkstatt

Bis 1878 bestand das Areal aus zwei Grundstücken des Klosters Fürstenfeld: Die mittelalterliche Mühle und das Anwesen „Beim Zänkl“

1869/70 Der Eisengießer Daniel Straub ersteigert die Kunstmühle und verlängert die damals bestehende Holzzeugfabrik

1877 Bau des Ökonomiegebäudes mit Wohnhaus, Stall, Remise und Schmiede

1881 Die „München-Dachauer Actiengesellschaft für Maschinenfabrication“ erwirbt das Gelände und produziert Holzstoff zur Papierherstellung

1884 Die MD-AG errichtet eine größere Fabrik sowie Einlassschleuse in den Mühlbach und ein hölzernes Turbinenhaus. Erstmals Stromerzeugung durch Wasserkraft im Landkreis FFB

1885 Bau des im maurischen Stil errichteten Aborthäuschens, das heute als Heizungszentrale für das KOM fungiert

1920 Abbruch der Fabrik und Umbau der Mühle in ein Wasserkraftwerk, das WKW I

1950 Das Ökonomiegebäude wird zur LKW-Werkstatt umfunktioniert, der rechte Teil des Gebäudes dient als Wohnung

1970 Die MD-AG schließt beide Werke südl. und nördl. der Bahnlinie. Das obere Gelände erwirbt der Wasserzweckverband WVA

1972 Firma Schütz und Gabler übernimmt beide Wasserkraftwerke und beliefert die Isar-Amper-Werke

1987 Das WKW I wird unter Denkmalschutz gestellt

1992 Das Ökonomiegebäude und das Aborthäuschen stehen nunmehr unter Denkmalschutz

1998 Das Ökonomiegebäude geht auf dem Tauschweg in Besitz der Stadt über

2000 Nach Wettbewerb wird das Gebäude mit Rossstall zur Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (KOM)

2002 Beginn der Sanierungsarbeiten unter Architekt und Kreisheimatpfleger Alexander Zeh, dessen Prämisse „Reparieren statt Erneuern“ viel zum heutigen Charme des KOM beigetragen hat. Erhalten blieben die wesentlichen Strukturen des Gebäudes wie Gewölbe, Gussstützen, Dachstuhl und Balkendecken. Die Holzkonstruktionen wurden gereinigt, vom Holzwurm befreit, speziell imprägniert und mit zusätzlichen neuen Stützen erweitert. Die Fundamente wurden verstärkt, Dachplatten erneuert. Im Rossstall verbleibt die Einrichtung (Odelrinne, Futtertröge, Pferdekammern und Solnhofer Platten). Der Boden ist weiterhin leicht abschüssig, darum haben die Tische und Sitzbänke unterschiedlich lange Beine. Der alte Treppenaufgang, ein Lastenaufzug, die Beschläge an den Zimmertüren und Torflügeln wurden restauriert. Kunststofffenster wurden gegen hölzerne Verbundfenster in bauzeitlicher Form ausgetauscht, die ursprüngliche Umrandung der Fenster u. Türen wurde farbig nachgebildet/repariert, ebenso vorhandene Natursteinzierteile (Eckpoller/Fensterbänke)

2004 Eröffnung des KOM im Frühjahr 2004

2010/2011 Im Hermann-Böcker-Saal und im Rossstall wird jeweils das historische Tonnengewölbe mit mehreren speziellen Putzschichten versehen um besseren Schallschutz zu gewährleisten. Die Räume können nunmehr auch für Lesungen oder kleine Theateraufführungen genutzt werden

Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich die Veranstaltungen im Freien – die idyllische und ruhige Lage hinter dem KOM-Gebäude sind ein idealer Austragungsort für kulturelle Aktivitäten wie z.B. den Jazzfrühschoppen der Stadt

Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild

Ein Flügel für Konzerte

Der Kirchenmusiker und Organist Wolfgang Mann gründete die „Initiative KOM-Flügel“, die mit Benefizkonzerten der beteiligten Olchinger und mit Münchner Profimusikern einen großen Anteil an der Abzahlung des 44.000 € teuren Steinway-Konzertflügels hatte. Die Restsumme steuerte großzügig die Stadt bei, so dass der Flügel bereits seit vielen Jahren im Besitz der Stadt ist.

Das KOM heute

Im April 2014 feierte die Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach ihr 10-jähriges Bestehen und hat sich als Lokalität für ein mannigfaltiges Kulturangebot etabliert. Von Anfang an haben örtliche und ortsfremde Vereine das KOM als adäquate Spielstätte für sich entdeckt. Das gemütliche Ambiente des Hauses, die sehr gute Akustik im Veranstaltungssaal und der erlesene Steinway-Flügel sorgen für einen idealen Veranstaltungsrahmen. Hervorzuheben ist der 2005 gegründete Verein Eleven-eleven MusikKultur, dessen monatlich stattfindende Klassikmatineen stets überfüllt sind. Auch die örtlichen Musikschulen nutzen die Räumlichkeiten des KOM für öffentliche Veranstaltungen oder Seminare. Einige Vereine haben sich dauerhaft „eingenistet“ und halten ihre wöchentlichen Proben, Besprechungen usw. in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach ab. Seit 2009 besteht an bestimmten Terminen im Jahr sogar die Möglichkeit, sich standesamtlich im KOM trauen zu lassen.

Die Stadt selbst bietet das ganze Jahr über rund 30 Veranstaltungen aus den Sparten Weltmusik, Jazz, Klassik, Kabarett und Theater, Tanztees, ein Kulturprogramm für Schulklassen, eine offene Bühne für Laienmusiker sowie Kunstausstellungen an. Mit einem eigenen Nischenprogramm und moderaten Eintrittspreisen kann sich die Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach gut gegen die umliegenden Kulturzentren behaupten. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass das KOM nur eine Höchstzahl an 199 Besuchern aufnehmen kann. Dies jedoch ermöglicht den einzelnen Besuchern eine nicht alltägliche Nähe zu den Künstlern und immer ein Konzerterlebnis der ganz besonderen Art.

Wer war eigentlich....

Hermann Böcker

Bild

Hermann Böcker, einer der Namensgeber für einen Raum in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach (KOM), wurde am 8. Juni 1890 als einer von drei Söhnen eines Verwaltungsbeamten in Oldenburg geboren und begann mit 14 Jahren eine Lehre zum Dekorationsmaler. 1910 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Dresden und arbeitete als Kirchen- und Freskenmaler. Der junge Künstler musste am Ersten Weltkrieg teilnehmen und wurde in dessen Verlauf schwer verwundet.

Nach Betätigung als Schauspieler und Sänger übersiedelte Hermann Böcker 1920 mit einem Stipendium eines Hamburger Kaffee-Großkaufmanns nach München. Dort widmete er sich wieder ausschließlich der Malerei und ab 1928 speziell der Aquarelltechnik, in der er als Meister zu einem Begriff bei Kunstexperten geworden ist.

Schon bald war der Maler vom einzigartigen Dachauer Moos fasziniert. Über fünf Jahrzehnte durchstreifte er es und hielt die sich im Lauf der Zeit verändernde Landschaft in eindrucksvollen Bildern fest. Dem so genannten Moormaler hatten es besonders der Torfstich und die Hütten sowie die Mooserde, die Mooskolben und das mit Disteln durchsetzte tiefblaue Wasser angetan. 1972 hat der Künstler der Stadt Dachau 52 Moorlandschaften gestiftet, die dort das Rathaus zieren.

Freundschaft mit Geiselbullacher Rathauschef

Zum weitläufigen Dachauer Moos gehört als Ausläufer auch das Graßlfinger Moos. Durch seine Arbeit entstand ein freundschaftliches Verhältnis zum damaligen Bürgermeister Josef Drey (1914 - 1998) der Gemeinde Geiselbullach. Am 9. August 1978 ist Hermann Böcker in München gestorben. 1990 wurde eine Straße nach ihm benannt.

Seiner Witwe Juliane (1915 - 1994) und deren Schwester Maria Ebermann verdankt die Gemeinde Olching eine am 21. Mai 2000 unterzeichnete Stiftung.
Im Olchinger Rathaus werden seit dem Jahr 2002 16 von 35 Original-Aquarellen, die der Maler Hermann Böcker geschaffen hat, aufgehängt und damit der Öffentlichkeit präsentiert.

Text nach Fritz Scherer
Bildquelle Hermann Böcker (Stadtarchiv)

Gretl Bauer

Bild

Margarethe „Gretl" Bauer wurde am 22. November 1894 in München als eines von drei Geschwistern geboren. Vater Josef Elkan war Bücherrevisor, seine Frau Elise staatlich geprüfte Kindergärtnerin. Diese stellte 1911 beim Bezirksamt Fürstenfeldbruck den Antrag auf Errichtung eines Kinderheims in Neu-Esting für etwa zehn Kinder im „nicht schulpflichtigen Alter". 1913 erhielt sie die Genehmigung für den gerade fertigen Neubau mit Garten an der heutigen Palsweiser Straße auf 16,5 Tagwerk Grund.

Nach dem Tod der Mutter führte der Vater mit Tochter Gretl das Heim weiter. 1918 heiratete sie den Lehrer Josef Bauer. Knapp zwei Jahre nach seiner Frau verstarb auch der Vater. Am 16. Dezember 1925 durfte Gretl Bauer-Elkan - sie hatte inzwischen ein Kindergarten-Seminar absolviert - das Heim allein leiten. „Damit trat eine Frau ihr Lebenswerk an", schrieb der Historiker Tobias Weger unter anderem in der Zeitschrift Amperland.

Nicht erst in den 30er-Jahren kam es zu finanziellen Problemen. Zunehmend interessierten sich auch die NS-Behörden für die parteilose Gretl Bauer - zumal man über ihren jüdischen Vater Bescheid wusste. Dies führte nach vielen Schikanen 1938 zur Schließung des Heims. Nach Kriegsende konnte es die Anthroposophin am 15. Mai 1946 wieder eröffnen und zunächst Kinder ausgebombter Berliner Familien aufnehmen, die auch in Esting zur Schule gingen. Mit viel Idealismus führte Gretl Bauer das Haus bis 1963.

Aus den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und der „Gefahr einer intellektuellen Erstarrung" gründete sie 1945 den „Kreis geistig interessierter Menschen", der sich dort zu unterschiedlichen Themen traf. Daraus erwuchsen die Volkshochschulen im Landkreis, und Gretl Bauer wurde 1. Vorsitzende der Volkshochschule Fürstenfeldbruck von 1947 bis 1952.

Am 3. März 1984 verstarb Gretl Bauer. Im Waldfriedhof Fürstenfeldbruck ist sie bestattet.

Text nach Fritz Scherer
Bildquelle Gretl Bauer (Christine Müller)

Gerhard Grundmann

Bild

Gerhard Grundmann wurde am 16. April 1926 in Tetschen-Bodenbach (Sudetenland) geboren. Schon mit sieben Jahren durfte er Musikunterricht nehmen. Gleichwohl legten seine Eltern großen Wert darauf, dass er nach dem Schulabschluss einen „anständigen" Beruf ergreifen und eine Ingenieurschule besuchen sollte. Entgegen diesen Plänen setzte er aber seinen Wunsch, Musiker zu werden, schließlich durch.

Mit dem Besuch von Musikschulen bei namhaften Lehrern begann für den jungen Mann sein „Leben für die Musik". Er studierte ab 1945 Dirigieren, Komposition, Klavier und Violine. Bei der Münchner Volksoper hatte er sein erstes Engagement. 1952 hatte er seine als Sängerin besonders aktive Frau Charlotte geheiratet. 1951 gründete er den Männerchor „Liederkranz" in Puchheim und 1957 übernahm er den Männergesangverein „M.C.V." Olching, bei dem er bis 1976 engagierter Chorleiter war. Auch den evangelischen Kirchenchor leitete er fünf Jahre lang. Dazu kamen noch seine Gründung der Singschule für rund 120 Mädchen und Knaben sowie des Frauensingkreises. Von 1957 bis 1973 war Gerhard Grundmann erfolgreicher Chorleiter beim Gesangverein „Harmonie" Olching, einem der ältesten gegründeten kulturellen Vereine in der Gemeinde (1904). Von 1974 bis 1987 hatte der beliebte Chorleiter den Männergesangverein Gröbenzell übernommen.

Vom kulturellen und öffentlichen Leben der Gemeinde war der Gesangverein „Harmonie" schon lange nicht mehr wegzudenken. So kann auf eine lange Reihe von herausragenden Leistungen - „Für jeden etwas" - des Chors verwiesen werden, die ohne den Chordirigenten, Komponisten und Arrangeur Gerhard Grundmann und sein unermüdliches Engagement nicht möglich gewesen wären!

Zu den Höhepunkten zählen u.a. sicher die besonders engen Kontakte zum tschechischen Karlsbad. Dabei hat der Musiker auch noch Zeit für sein Hobby, das Malen von Aquarellen gefunden.

Er verstarb am 9. Oktober 1989. Auf dem Olchinger Parkfriedhof wurde er beigesetzt.

Text nach Fritz Scherer
Bildquelle Gerhard Grundmann (Stadtarchiv)

August Peter Waldenmaier

Bild

Einer der Chorleiter beim Gesangverein „Harmonie" nach Gerhard Grundmann war von 1978 bis 1993 August Peter Waldenmaier. Als Sohn der Musikereheleute August und Katharina wurde er am 14. Oktober 1915 in Dachau geboren. Nach privatem Klavierunterricht bestand er - ohne elterliche Zustimmung - 1932 die Aufnahmeprüfung bei der Münchner Akademie für Tonkunst und erhielt bald einen Freiplatz. Er belegte Komposition, Dirigieren und Chorleitung.

Kriegsbedingt kam der junge Künstler nach Dresden, wo er am Konservatorium Repetitor der Opernschule und 1941 - 1945 Solorepitor wurde und so erste wichtige Kontakte zu bekannten Sängern der Opernszene knüpfen konnte. Nach dem großen Luftangriff auf die Stadt, bei dem er (während eines auswärtigen Liederabends) alles verloren hatte, kam er in den letzten Kriegstagen in seine Heimat zurück und veranstaltete seine ersten Konzerte. Das von ihm gegründete „Theater im Schloss" ging an die „Schwäbische Landesbühne" über, bei der August Peter Waldenmaier (Pseudonym Peter Walden) Opern und Operetten dirigierte.

1948 begann er beim Bayerischen Rundfunk, bei dem er bis 1960 als Aufnahmeleiter für die „Gehobene Unterhaltungsmusik" tätig war. Dazu kamen Arbeiten für das Fernsehen wie z.B. „100 Jahre Staatstheater am Gärtnerplatz" mit Johannes Heesters u.a. sowie weitere Operettenproduktionen.

Bei der „Schwäbischen Landesbühne" lernte der vielseitige und renommierte Musiker die Sopranistin und Pianistin Hertha Assmann kennen. 1967 heirateten die beiden Künstler in Dachau.

Über 150 Kompositionen und 1200 Arrangements für Orchester, Chor und Operette hat der Träger des Goldenen Ehrenrings der Stadt Dachau (1969) und des Bundesverdienstkreuzes am Bande (1978) als freier Künstler geschaffen. So hat er der „Harmonie" durch die Aufführung zahlreicher auch eigener Arbeiten und Chorwerke sowie hervorragender Opern- und Operettenkonzerte zu neuer Blüte und großen Erfolgen verholfen!

Am 5. Januar 1995 ist der Komponist und Kapellmeister in Dachau gestorben. Auf dem Waldfriedhof hat er seine letzte Ruhestätte gefunden.

Text nach Fritz Scherer
Bildquelle August Peter Waldenmaier (Stadtarchiv)